St. Nikolaus in Gangelt

St. Nikolaus in Gangelt

Der allseitig umbaute, mächtige Turm aus Kalkquadersteinen stammt aus dem 14. Jh.

Er wird ganz von dem spätgotischen Langhaus, einem Backsteinbau aus dem 15. Jh., mit schlanken Strebepfeilern umschlossen, andas sich das (vielleicht etwas ältere) Chor anschließt. Der Westbau des Turmes wurde 1518-19 erbaut. Die Fenster der Kirche sind mit gotischem Maßwerk ausgestattet und die Kreuzrippengewölbe werden von schweren, vierkantigen Pfeilern aufgenommen, die die Kirche in drei Schiffe teilen. Interessant sind die reich verzierten Konsolen und Schlußsteine der Gewölbe. Unter den Fenstern befinden sich korbbogige Blenden. Seit 1860 fanden bis in unsere Zeit mehrere Renovierungen statt. Im ganzen blieb jedoch das Bild einer geräumigen gotischen Kirchenanlage unangetastet (41 m lang, 16 m breit).

Die überlebensgroße Kreuzigungsgruppe (um 1500) auf ihrem ursprünglichen Platz, dem Balken im Triumphbogen des Chores ist mit Sicherheit ein eigenhändiges Werk des Meisters von Beeck (benannt nach einer sehr ähnlichen Kreuzigungsgruppe in Beeck, niederl. Limburg). Kennzeichnend ist der im Übermaß des Leidens dargestellte Kruzifixus; Maria und Johannes verfügen über einen reichen, kleinteiligen Faltenwurf. Die Gestalt des Johannes fällt durch die erregte Bewegung ins Auge. Auch das Kreuz mit den Symbolen der vier Evangelisten in den Vierpaßenden ist erhalten geblieben.

Auf dem Friedhof, der die Kirche umschließt, befinden sich noch einige Grabkreuze des 17.-18. Jh. Außerdem sollte Beachtung dem neugotischen Grabmal des aus Gangelt gebürtigen Kölner Weihbischofs Anton Gottfried Claßen (+ 1847) und seiner Familie geschenkt werden.

Ausgrabungen haben ergeben, daß unter der heutigen Kirche im 12./13. Jh. eine dreischiffige Anlage gebaut wurde. Im 15. Jh. wurde eine neue dreischiffige Basilika von acht Jochen gebaut; der Westturm stand damals schon etwa 100 Jahre. 1518 wurde die Kirche "erneuert", dabei ist wahrscheinlich der Westbau als ein neuntes Joch vor den Turm gesetzt worden. 1860 wurde sie nach Plänen von Johann Burkart, Aachen, von Grund auf restauriert und renoviert.

Geschichte der Pfarre

Der 828 als königlicher Besitz genannte Ort Gangelt hat vielleicht damals schon eine Kirche gehabt. 1230/34 war Tirricus "Leutpriester" in Gangelt. Als Pfarre ist es 1261 genannt. 1268 schenkte Theoderich II. von Heinsberg das Patronatsrecht der Kirche dem Heinsberger Prämonstratenserinnenkloster. 1277 wurde Höngen von der Mutterpfarre Gangelt abgetrennt. 1343/44 wurde die Kirche Gangelt dem Heinsberger Kloster inkorporiert. Von da an waren meist Prämonstratenser hier Seelsorger bis nach Auflösung der Klöster 1802. 1300 soll schon der Johannes-Baptist-Altar von den Gangelter Bürgern dotiert worden sein, 1301 der Georg-Barbara- Altar vom Heinsberger Herren, 1351 der Katharina-Altar von der gleichnamigen Bruderschaft. 1550 meldet der Visitationsbericht etliche Frauen aus dem zur Pfarre gehörenden Hastenrath als Wiedertäufer. 1559 wurden bei der Einrichtung des neuen Bistums Roermond die bis dahin zur Pfarre gehörenden Kapellengemeinden (jetzt Niederlande) Jabeek, Etzenrade, Schinveld und Brunssum diesem neuen Bistum zugeteilt. Birgden wurde 1687 selbständig. Bis 1802 gehörte Gangelt zum Landkapitel Susteren im Archidiakonatsbezirk Kempenland des Bistums Lüttich; dann wurde es Pfarre im Kanton Geilenkirchen des neuen Bistums Aachen. Nach dessen Auflösung kam es 1827 zum Dekanat Geilenkirchen des Erzbistums Köln bis 1925 das Dekanat Gangelt eingerichtet wurde. 1855 wurde Langbroich von der Pfarre Gangelt abgetrennt und zur Pfarre erhoben. Die Filiale Hastenrath erhielt von 1869 an immer mehr Eigenständigkeit; seit 1914 werden auch die Trauungen in der Hastenrather Kirche gehalten. Stahe wurde 1924 seelsorglich und 1927 auch vermögensrechtlich selbständig.